DIE SIEDLUNG

Oberwaldsiedlung Walldorf, eine von Richard Neutra konzipierte Gartenstadt

Der Entwurf der Siedlung entstand 1960, nachdem die Stadt Walldorf der Gemeinde Trebur das Waldgebiet für 2 Millionen DM abgekauft hat. 

Von den vier großen Europäischen Architekten der Moderne GROPIUS, LE CORBUSIER, MIES VAN DER ROHE und RICHARD NEUTRA, die Gartenstädte in Europa geplant und ausgeführt haben, wurde NEUTRA mit der Planung der Siedlung beauftragt. Die Baufirma Bewobau fertigte von Neutras Plänen Werkpläne an und baute alle Häuser der Oberwaldsiedlung.

Von den 1961-62 geplanten 270 Häusern wurden im ersten Bauabschnitt 42 Häuser realisiert.  Dieses Ensemble sowie einige Einzelhäuser wurden später unter Denkmalschutz gestellt.

Aufgrund der besonderen Materialien und Technik dieser Häuser hatten sie einen hohen Kaufpreis und ließen sich schlecht vermarkten. Daraufhin wurden die Häuser der weitern Bauabschnitte sukzessive bis in die frühen 70er Jahre von der Baufirma Bewobau in preisgünstigeren Varianten ausgeführt. 

Oberwaldsiedlung Walldorf - Original Lageplan Neutra 1961

Entwurfszeichnung von Richard Neutra, Mai 1961. Mit freundlicher Genehmigung von Raymond Neutra. Richard and Dion Neutra papers, Library Special Collections, Charles E. Young Research Library, UCLA.

Diese Bauabschnitte basieren ebenfalls auf der städtebaulichen Konzeption Neutras und seiner Philosophie des Wohnens in der Natur. So wurden auch hier Häuser mit großformatiger Verglasung sowie stufenlosen Übergängen von Fußböden und Terrassen realisiert.  

In den 90er Jahren wurden die Häuser zunehmend an- und umgebaut, um mehrere Generationen unterzubringen, Der Wohncharakter der Siedlung drohte verlorenzugehen.

Nach diversen zum Teil kuriosen Aufstockungen formierte sich schließlich eine Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt des ursprünglichen Charakters der Siedlung einsetzte.

Verschiedene Anwohner verfolgten andere Interessen, wodurch  es zu einer mehrjährigen Auseinandersetzung kam. In dieser Zeit legten von der Stadt beauftragte Architekten wiederholt Entwürfe für einen neuen Bebauungsplan vor. 

Mit dem offiziellen „Bebauungsplan mit integriertem Landschaftsplan ‚Treburer Oberwald‘“ wurde 1997 ein Kompromiss gefunden und verabschiedet, der den Charakter der Siedlung schützen soll. 

Inzwischen schreitet der Generationenwechsel fort. Die Erstbesitzer der Häuser sind „in die Jahre gekommen“,  und Neubesitzer tragen zu einem Erneuerungsprozess bei. Die bestehenden Vorschriften gemäß des Bebauungsplans sind dabei einzuhalten.

Quelle: Google Maps